Schmerzen im Kiefer bzw. Gesichtsbereich sind ein häufiges Erkrankungsbild. In den USA verursachen diese Beschwerden nach den Tumorerkrankungen die höchsten Kosten. In vielen Fällen sind mehrere Ursachen für ihr Auftreten verantwortlich.

Aus diesem Grund ist eine ausführliche Untersuchung des gesamten Kausystems mit Kiefergelenk, Muskulatur und Zähnen erforderlich. Ergänzt wird die Untersuchung durch bildgebende Verfahren wie z.B. Röntgenaufnahmen.
Falls erforderlich, werden weitere Diagnoseverfahren durchgeführt.
Ohne diese gründlichen Untersuchungen ist die Erkennung und Behandlung von funktionellen Störungen und Erkrankungen nicht möglich.

Wir bieten jeden Donnerstag eine spezielle Kiefergelenkssprechstunde an, wo wir für diese Untersuchungen ausreichend Behandlungszeit einplanen werden. Wenn nötig werden wir auch mit den Kollegen anderer Fachgebiete zusammen arbeiten.

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen gehören heutzutage zu den am weitesten verbreiteten Schmerzarten.

Die häufigsten Ursachen sind Verspannungen der Kau- und Kopfmuskulatur. Selbst bei Kindern findet man nicht selten druckempfindliche Schläfen- und Nackenmuskeln, verbunden mit Kopfschmerzen.

Ursachen für diese Verspannung sind oft Probleme mit der Körperhaltung und der Bisslage. Aber auch starke psychische Anspannungen durch Beruf, Schule oder das soziale Umfeld kommen als Auslöser in Frage. Gesichtsschmerzen, Nackensteifigkeit, Druck im Kopf, empfindliche Haarspitzen und schmerzhafte Kopfhaut sind Symptome, die ebenfalls durch muskuläre Verspannungen verursacht werden können.

Wenn die Kopf-, Hals- und Nackenmuskulatur verspannt ist, führt dies oftmals dazu, dass sich die Muskelbeschwerden auch auf tiefer liegende Körperregionen ausdehnen.

Schulterschmerzen mit Beschwerden, die bis in die Arme und Fingerspitzen ausstrahlen, sind keine Seltenheit. Durch Verkürzung und Verspannung von Halsmuskeln kann ein wichtiger, den Arm versorgender Nervenstrang eingeschnürt werden. Dadurch stellt sich ein Taubheitsgefühl in diesen Gliedmaßen ein.

Muskelverspannungen

Durch Fehlfunktionen kommt es zu einer Überlastung der Kaumuskulatur, wobei einzelne Muskelgruppen besonders betroffen sein können.

Die Kaumuskulatur dient dem Öffnen und Schließen des Mundes und verläuft dazu von einzelnen Knochen des Mittelgesichtes und Oberkiefers zum Unterkiefer. Bei einer Überlastung der Muskulatur strahlen die Schmerzen sehr schnell in Bereiche des Ober- und Unterkiefers aus.

Die Beschwerden äußern sich oftmals in einem Spannungsgefühl, dass häufig am Morgen am stärksten ausgeprägt ist. Ein Resultat aus der stundenlangen "Überarbeitung der Muskulatur" während des Schlafes. Diese Verspannung kann sich dahingehend verstärken, dass die Mundöffnung zunehmend eingeschränkt ist.

Es entstehen Probleme beim Essen, z.B. das Beißen in einen Apfel wird immer schwieriger.

Kiefergelenkerkrankungen

Das Kiefergelenk besteht aus dem Gelenkköpfchen, einem Fortsatz des Unterkiefers, sowie der Gelenkpfanne, ein Teil des Oberkiefers bzw. knöchernen Schädels.

Dazwischen liegt eine Knorpelscheibe, die als eine Art Puffer Belastungen zwischen dem Gelenkköpfchen und der Gelenkpfanne dämpft.

Funktionelle Störungen im Bereich der Kiefergelenke können schmerzhafte und nicht schmerzhafte Auswirkungen in diesem Bereich haben.
Zu den nicht immer behandlungsbedürftigen, nicht schmerzhaften Auswirkungen gehören Kiefergelenksgeräusche. Diese treten in Form von Knack- oder Reibegeräuschen beim Kauen oder Mundöffnen auf.

Sie können aber auch Vorboten von stetig zunehmenden Abnutzungs-
erscheinungen im Kiefergelenk sein, die letztendlich mit wachsenden Schmerzen im Gelenkbereich einhergehen. Abnutzungserscheinungen treten auf, wenn das Gelenk über einen längeren Zeitraum zu stark belastet wird. Übermäßige Belastungen entstehen z.B. durch zu große Muskelkräfte, einseitiges Kauen, sowie Verlust der richtigen Bisshöhe nach Zahnextraktionen oder durch ältere abgenutzte Prothesen.

Verschleißerscheinungen oder Verlagerungen der Gelenkscheibe bzw. des Gelenkknorpels können ebenfalls aus einer übermäßigen Beanspruchung resultieren und sind oftmals mit Schmerzen verbunden. Auch hier sind Kiefergelenkgeräusche erste Anzeichen für Veränderungen und Vorboten eines zunehmenden Krankheitsbildes.

Ohrgeräusche

Auch wenn es sehr viele andere Ursachen für Ohrgeräusche (Tinnitus) gibt, können sie gelegentlich mit Überlastungen im Bereich der Kiefergelenke gebracht werden. Überlastungen in diesem Bereich führen zu einer verminderten Sauerstoffversorgung in den Gelenken selbst, sowie in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Durch die enge räumliche Verbindung der Kiefergelenke zu den Ohren wird dadurch die Versorgung des Innenohrs derart beeinträchtigt, dass Erscheinungen wie Schwindel und Ohrgeräusche auftreten können.

Zwischen den Ohren und der Nackenmuskulatur besteht ebenfalls ein enger Zusammenhang. So können sich Ohrgeräusche bei bestimmten Kopfstellungen oder Verspannungen im Nackenbereich verstärken. Da Veränderungen der Bisslage zu Veränderungen der Kopfhaltung führen können besteht auch hier ein Zusammenhang.

Zähneknirschen

Bei ungestörter Funktion haben die Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers während eines Tages lediglich 20 bis 30 Minuten direkten Kontakt miteinander. Es können jedoch sog. Fehlfunktionen vorliegen, bei denen sich dieser direkte Kontakt auf mehrere Stunden pro Tag ausdehnt.

Unter einer Fehlfunktion ist z.B. das "Zähnepressen" zu verstehen, bei dem die Zähne über einen längeren Zeitraum hinweg, teilweise mit außerordentlicher Kraft aufeinander gepresst werden. Dazu zählt auch das "Zähneknirschen", wo die Zähne kraftvoll aufeinander gerieben werden.

Oftmals finden diese Fehlfunktionen unbewusst statt und werden vom Patienten nicht bemerkt. Es werden dabei aber so große Kräfte freigesetzt, dass die Zähne, die Kaumuskulatur und das Kiefergelenk dabei erheblich belastet werden. Neben dieser Überlastung wird der schützende Zahnschmelz abgerieben, die Zähne werden kälte- und wärmeempfindlich. Außerdem zieht sich oftmals das Zahnfleisch zurück, die betroffenen Zähne lockern sich.

Diese Fehlfunktionen können durch psychischen Stress wesentlich verstärkt werden. Auch schief stehende Zähne oder eine zu hoch geratene Füllung oder Krone führen zu einer Verschlechterung. Da diese Zähne nicht in das gewohnte "Beißgefühl" passen, entsteht das Verlangen die Störung durch Reiben bzw. Abwetzen zu beseitigen.

Behandlungsmöglichkeiten

Kiefergelenk- und Muskelbeschwerden im Kausystem oder Gesichtsbereich sind manchmal sehr schmerzhaft und unangenehm. In der Praxis sind sie jedoch so gut wie nie gefährlich oder gar lebensbedrohlich.

Wir bieten das gesamte Spektrum der modernen funktionellen und operativen Kiefergelenksbehandlung an. Das Konzept wurde von der Abteilung für MKG-Chirurgie der Universität Bonn übernommen, die als europaweit führendes Zentrum für diese Erkrankungen anzusehen ist.

Je nach Art und Schweregrad der Kiefergelenkserkrankung, sowie der zusätzlich betroffenen Strukturen können verschiedene Therapiemaßnahmen einzeln oder in Kombination durchgeführt werden.

Aufbißschienentherapie

Bei Verspannungen der Kau- und Kopfmuskulatur legen einige Patienten intuitiv etwas Weiches zwischen die Zahnreihen. Die Muskulatur wird dadurch gelockert und die Schmerzen gelindert. Diese Erkenntnis führte zu der Entwicklung von zahnärztlichen Therapiegeräten, die verschiedene Wirkungen zeigen:

  • Harmonisierung der Kauebene
    Die Zähne werden gleichmäßig abgestützt und ungleiche Belastungsverhältnisse vermieden. Belastungen durch Pressen und Knirschen werden gleichmäßig auf Muskulatur und Zähne verteilt und allzu starke Verspannungen einzelner Muskelareale vermieden.
  • Entlastung der Zähne
    Es werden alle Zähne gleichmäßig belastet, Zahnlockerungen und Zahnwanderungen können vermieden werden.
  • Muskuläre Entspannung
    Die Kaumuskulatur erhält durch die Aufbißschiene ein neues Bewegungsziel und verändert dadurch ihr Funktionsmuster. Diese geringfügigen Veränderungen reichen oft aus, um durch mehrere Effekte die Schmerzen in der Muskulatur zu reduzieren.
  • Entlastung der Kiefergelenke
    Das Kiefergelenk wird wirksam entlastet, da das Gelenkköpfchen durch die leichte Bisshebung nicht mehr so stark nach oben und hinten in die Gelenkpfanne gepresst wird. Die Aufbißschienentherapie, durchgeführt mit Kunststoffschienen, ist eine längerfristige Therapie über mehrere Monate.

Zunächst werden Abformungen der Kiefer genommen. Je nach Symptomatik, Diagnose und Ausgangssituation werden wir in unserem zahntechnischen Labor eine vollkommen individuelle Schiene, speziell für ihren Bedarf entwickeln.

Regelmäßig werden wir bei Kontrolluntersuchungen den Therapieerfolg überprüfen und ggf. kleine Änderungen an der Schiene vornehmen.

T.E.N.S

Eine elegante Methode, um verkrampfte Muskeln relativ schnell zu entspannen, stellt die T.E.N.S. Therapie dar (Transkutane Elektro- Neuro- Stimulation).

Die Kiefermuskulatur wird bei dieser Reizstromtherapie kurzfristig zu einer minimalen Kontraktion gebracht. Nach dem 0,5 Millisekunden dauernden Reiz alle 1 bis 2 Sekunden sinkt der Unterkiefer wieder locker in seine Ausgangslage zurück. Dies führt nach 30 bis 60 Minuten zu einer wirksamen Entspannung der Muskelfasern.

Die Versorgung mit Nährstoffen wird verbessert und der Abtransport von Stoffwechselprodukten wird verbessert. Der Teufelskreis zwischen Fehlfunktion, Verspannung und Schmerz kann damit wirksam durchbrochen werden. Es tritt meist eine rasche Schmerzlinderung ein.

Akupunktur

In vielen Fällen von Kopf- und Gesichtsschmerzen können die Beschwerden über eine Stimulation der zugehörigen Akupunkturpunkte gebessert werden.

Grundvorstellung der traditionellen chinesischen Medizin ist, dass Störungen und Blockaden im Körper durch einen unausgeglichenen Energiefluss entstehen. Das energetische System des Körpers kann dann durch gezielte Stimulation von bestimmten Akupunkturpunkten ausgeglichen werden.

Die Stimulation kann durch Nadeln, Laser oder aber auch elektrisch erfolgen.

Krankengymnastik

Wir arbeiten eng mit verschiedenen Physiotherapeuten (Osteopathen, Kraniosakraltherapeuten, Chiropraktiker, Masseure) zusammen, die eine große Erfahrung in der manuellen Behandlung von Verspannungen des Körpers haben.

Während die einen mehr mit der Muskulatur arbeiten, versuchen die anderen die Harmonie in den knöchernen Strukturen wiederherzustellen.

Der zweckgerichtete Einsatz jeder Methode muss von Fall zu Fall entschieden werden und hat ihren jeweiligen therapeutischen Wert.

Medikamente

Bei akuten Schmerzen ist eine vorübergehende ausreichende medikamentöse Schmerztherapie sinnvoll.

Nach dem heutigen Verständnis des Schmerzgeschehens kann damit auch die Gefahr von chronischen Schmerzen verringert werden.

Gelegentlich kann auch die Infiltration sog. Triggerpunkte mit Lokalanästhetika sinnvoll sein und eine schnelle Schmerzlinderung bewirken.

In chronischen Fällen hat sich die Medikation von sehr niedrig dosierten trizyklischen Antidepressiva als sehr hilfreich erwiesen.

Botulinumtoxin

Zunehmende Bedeutung in der Schmerztherapie gewinnt das Medikament Botulinumtoxin, das auch in der ästhetischen Medizin zur Minderung von Gesichtsfalten angewendet wird.

Nach Infiltration in die betroffenen Muskelareale führt das Medikament zu einer raschen, ausgeprägten Schmerzreduktion.

Operative Verfahren

Durch die o. g. konservativen Therapiemaßnahmen können in den meisten Fällen operative Eingriffe am Kiefergelenk vermieden werden.

Lediglich bei höchstens 2-3% der Patienten mit Kiefergelenkerkrankungen ist eine operative Therapie, wie z.B. eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) nötig.

Neben allen konservativen Therapieformen, werden in unserer Praxis sämtliche Operationsverfahren der modernen Kiefergelenkchirurgie angeboten.